Kontrovers: HIV-Prävention mit der „Pille davor“?

Kontrovers: HIV-Prävention mit der „Pille davor“?

Zum kontrovers diskutierten Thema, inwieweit eine
Präexpositionsprohylaxe – also die langfristige bzw. dauerhafte Einnahme
eines Medikaments – ein sinnvoller oder evtl. sogar kontraproduktiver
Beitrag zur Verhinderung einer Infektion mit HIV sein kann, finden sich
ein paar lesenswerte Beiträge auf QUEER.de.

Z.B. der Folgende über die diesbezüglichen Empfehlungen der
US-Gesundheitsbehörde, in dem sich Links zu weiteren Beiträge zu diesem
Thema finden:

 

Präexpositions-Prophylaxe

US-Gesundheitsbehörde empfiehlt 25% der Schwulen die „Pille davor“

In Deutschland ist die Präexpositions-Prophylaxe noch nicht zugelassen, allerdings soll sie in den USA massiv ausgebaut werden. Als erstes EU-Land setzt Frankreich auf PrEP.

Im Kampf gegen HIV wird die „Pille davor“ immer populärer: Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC hat diese Woche eine neue Empfehlung herausgegeben, in der rund einem von vier sexuell aktiven Schwulen und bisexuellen Männern die tägliche Einnahme der sogenannten Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) empfohlen wird.

Demnach sei PrEP für diejenigen zu empfehlen, die einen HIV-positiven Partner haben oder häufig den Sexualpartner wechseln und dabei auch Analverkehr ohne Kondom haben. Auch für sexuell aktive Schwule, die kürzlich eine sexuell übertragbare Krankheit wie Syphilis hatten, kann PrEP Vorteile bringen.

Zu der Schätzung, dass die Empfehlung rund 25 Prozent der schwulen Männer betreffe, kam die CDC durch eine Studie darüber, welche Gruppen dem größten Risiko ausgesetzt sind. Die Behörde empfiehlt auch einem von fünf Menschen, die sich intravenös Drogen spritzen, die Einnahme von PrEP. Außerdem sei die Nutzung statistisch gesehen bei einem von 200 sexuell aktiven Heterosexuellen angeraten.

Die USA haben die Pille bereits 2012 zugelassen, in der EU wird sie bislang noch nicht verschrieben. Allerdings hat die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine am Montag angekündigt, die PrEP in ihrem Land zulassen zu wollen. Sie soll dann Anfang 2016 für Menschen mit erhöhtem Risiko auf eine HIV-Infektion erhältlich sein. „Das Medikament wird uns in unserem Kampf gegen HIV unterstützen“, erklärte Touraine. Damit dürfte der Druck auf andere europäische Länder wachsen, dem Beispiel von Paris zu folgen.

Deutsche Aids-Hilfe fordert Zulassung

Bislang wird als PrEP einzig das vom US-Konzern Gilead hergestellte antiretrovirale Medikament Truvada (mit den Wirkstoffen Tenofovir und Emtricitabin) verwendet, das auch bei HIV-Positiven eingesetzt wird und hier zuverlässig die Ausbreitung des Virus hemmt.

Zuletzt haben mehrere Studien die Wirksamkeit der „Pille davor“ bestätigt. Bei Negativen senkt sie die Wahrscheinlichkeit einer Infektion um rund 90 Prozent – und ist besonders hilfreich, wenn etwa bei einem Risikokontakt das Kondom reißt. Die Deutsche Aids-Hilfe befürwortet die Zulassung als „weitere Möglichkeit“, um HIV-Infektionen zu verhindern, ebenso wie weitere HIV-Organisationen in Europa (queer.de berichtete). Im vergangenen Jahr hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO schwulen Männern die PrEP ans Herz gelegt, da die Infektionszahlen erheblich gesenkt werden könnten (queer.de berichtete).

In den USA investieren derzeit Städte mit hohem Anteil an Schwulen in das Medikament: So hat der Stadtrat von New York City kürzlich Mehrausgaben von über sechs Millionen Dollar für PrEP bewilligt.

Freilich gibt es auch Probleme mit dem Medikament: So können Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Durchfall oder Magenbeschwerden auftreten. Außerdem beklagen manche LGBT-Aktivisten, dass dieses Medikament Schwule in falscher Sicherheit wiegen und zu mehr unsafem Sex führen könnte – und damit sogar zu mehr HIV-Infektionen. Eine derartige Entwicklung konnte aber in den USA seit der Zulassung in den letzten drei Jahren nicht festgestellt werden.

Hohe Kosten für das Medikament

Zudem ist die Pille nicht günstig: Derzeit werden 30 Tabletten – also eine Monatspackung – in Deutschland für 800 Euro verkauft. Sollte das Medikament wirklich in großem Umfang verschrieben und erstattet werden, könnten Milliardenmehrkosten auf die Krankenkassen zukommen.

In Deutschland zugelassen ist bereits die Post-Expositionsprophylaxe, also die Behandlung nach einem Risikokontakt. Diese sollte aber schnell vonstatten gehen, idealerweise 24 Stunden nach der möglichen Ansteckung. Hierfür wird einen Monat lang Truvada in Kombination mit einem anderen Medikament eingesetzt. (dk)

 

(Quelle: queer.de, 25.11.15)

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