Spontan und ohne große Vorbereitung … und sich einfach trauen, endlich mal selbst auf einem Turnier mitzutanzen!
Das wagte sich Kornelia Hintz bei den Offenen Berliner Meisterschaften der Frauen- und Männerpaare am 24. April und verfasste zu ihren Erfahrungen den folgenden Beitrag, der auf dem Blog unseres Tanzpartners pinkballroom veröffentlich wurde.
GleichTanz.de findet das toll, denn wir predigen ja in der Turniersaison fast schon gebetsmühlenartig, dass mann/frau den Spaß am Tanzen als wichtigsten Faktor hochhalten sollte und ermutigen bei jeder passenden Gelegenheit, dass auch nicht so fortgeschrittene Tänzer*innen sich trauen sollten, an Turnieren teilzunehmen (z.B. unserem Beitrag „Turniertanzen als Breitensport“, in dem es auch einige Videobeispiele dazu gibt).
Wer sich also durch diesen Beitrag und durch Kornelias Erlebnisbericht inspiriert und zu einer Turnierteilnahme motiviert fühlt, die/der findet hier noch Möglichkeiten dafür: Tanzturniere-2016
Ein Bericht von Kornelia Hintz von ihrem allerersten Turnier, den Berlin Open 2016, gemeinsam mit Mel Braune. Tanzschuhe & Jeans & kariertes Hemd. So kennen wir Kornelia und so stand sie auch auf der Tanzfläche. Einen Tag später berichtet sie:
Vor fünf Jahren habe ich mit 42 begonnen, Tanzen zu lernen, in der Tanzschule und mit wechselnden Tanzpartnerinnen. Ich war nie im Verein und habe nie an einem Turniertraining teilgenommen. Ich hatte überhaupt nicht die Ambition, ein Turnier zu bestreiten. Die Frage kam schon auf, besteht doch ein großer Teil meines Umfelds aus begeisterten Turniertänzerinnen, aber ich habe das immer weit von mir gewiesen.
Für ein Turnier braucht man doch eine feste Tanzpartnerin, den Willen, eine gute Technik und Choreographie zu erlernen, den Wunsch, sich vor Publikum zu präsentieren und den Ehrgeiz, das Beste zu geben. Das dauert eine ganze Weile, bis alles beisammen ist und dann muss man auch noch den Mut aufbringen, es wirklich zu tun.
Ich habe es getan, gestern!
Ohne gute Technik, ohne Choreographie, ohne Training, aber mit meiner Liebsten, die einige Erfahrung hat, einfach so!
Und es war toll!
Keine Erwartungen, wir tanzen einfach gern miteinander (social) und wollten Spaß haben.
Die Reaktionen waren großartig, wir bekamen so viel Unterstützung und Anfeuerung, wir hatten sehr viel Spaß.
Natürlich hätte ich gern besser getanzt, hätte mich gern im Standard weniger gestresst vor lauter Ehrfurcht. Ich war aufgeregt und hatte auch Angst. Aber egal, ich hab´s einfach gemacht.
Ich glaube, sehr viele von den Zuschauer_innen, die mir sagten, wie mutig ich sei, wünschen sich eigentlich selbst teilzunehmen, aber trauen sich nicht.
Ich bin nicht mutiger als andere und die Idee zur Teilnahme kam erst letzte Woche auf. Je früher mensch den Sprung ins kalte Wasser wagt, desto besser. Enttäuschung kann doch nur aufkommen, wenn mensch zu hohe Erwartungen hat, nicht realistisch ist.
Sollte mensch denn wirklich erst teilnehmen, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind und mindestens B-Klasse Niveau erreicht hat? Wofür gibt es dann die anderen Klassen überhaupt? Auch Anfänger_innen und nicht A-Klasse Begabte sollen doch diese phantastische Turnieratmosphäre genießen dürfen. Den gemeinsamen Einmarsch, den eigenen Platz auf dem Parkett, die Aufregung. Wer wartet, bis er/sie so sicher ist, dass alles perfekt sein kann, der/die wird mit so hohem Druck und Erwartungen ins Turnier gehen, dass es wahrscheinlich schief geht.
Ich bin sehr froh über diese Erfahrung. Gleichgeschlechtlicher Tanz soll bunt sein und es ist eine großartige Gemeinschaft. Also sorgt bitte dafür, dass wir immer sichtbarer und größer werden und zeigt Euch auf dem Parkett!
Anmerkung: Sie haben in beiden Sektionen in der D-Klasse getanzt, und in Latein den 4. Platz erreicht und in Standard den 8. . Das war jeweils nicht der letzte Platz. Und: Ist das peinlich? Nein, das ist cool!
Berichtigung: Das Hemd war gar nicht echt kariert, nur gefühlt kariert.
Kornelia Hintz, 24.04.2016/KK 24.04.2016