Berlin: Konzert von Bounty Killer abgesagt

Berlin: Konzert von Bounty Killer abgesagt

Festsaal Kreuzberg zieht Reißleine.
Nach scharfen Protesten lädt der Festsaal Kreuzberg den Hass-Sänger Bounty Killer aus. „Homophobie, Rassismus, Sexismus und Antisemitismus dulden wir bei uns nicht“, so die Begründung.

Wenige Stunden, nachdem der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg eine Absage des Bounty-Killer-Konzerts in der Hauptstadt gefordert hatte, zog der geplante Veranstaltungsort Festsaal Kreuzberg am Mittwochnachmittag die Reißleine. Das für den 10. Mai angekündigte Konzert wird nicht wie geplant in dieser Location stattfinden.

Björn von Swieykowski, der Geschäftsführer des Veranstaltungsortes, nannte als Begründung die homophoben Texte des 45-Jährigen, der in mehreren Songs zur Ermordung von Schwulen aufgerufen hatte – und sich bislang nicht von diesen Songs distanziert hat.

„Unser Anspruch ist es, einen diskrimierungs- und angstfreien Raum für Veranstaltungen aller Art zu schaffen. Homophobie, Rassismus, Sexismus und Antisemitismus dulden wir bei uns nicht“, so begründete er die Absage. Diese Tabus würden auch von den Veranstaltern, die sich im Festsaal einmieteten, vertraglich garantiert.

„Situation falsch eingeschätzt“

Bei Bounty Killer „haben die Veranstalter und wir die Situation falsch eingeschätzt“, so von Swieykowski. „Denn in diesem Fall reicht eine vertragliche Zusicherung, dass keine menschenverachtenden Aussagen auf dem Konzert getroffen werden, nicht aus. Die Tatsache, dass Bounty Killer den ‚Reggae Compassionate Act‘ nicht unterschrieben hat, sich nicht öffentlich von den Aussagen aus seinen alten Songs distanziert und dass er mit diesen immer noch Geld verdient, rechtfertigt unseres Erachtens definitiv die Absage des Konzertes.“

Zwar müsste auch Dancehall-Künstlern eine Entwicklung zugestanden werden und Fehler, „die vor über 10 Jahren begangen wurden, nicht zwangsläufig maßgeblich für eine Bewertung in der Gegenwart sein. Aber gerade vor dem „Hintergrund des extrem menschenverachtenden Gehalts der Aussagen“ sei die Sensibilität der Öffentlichkeit „begrüßenswert und richtig“. Andere Künstler aus demselben Genre hätten vorgemacht, „wie ein Umgang mit der eigenen Vergangenheit vernünftigerweise aussehen kann“.

Bounty Killer muss sich von Homophobie distanzieren

Solange sich Bounty Killer nicht von den Aussagen seiner homophoben Songs öffentlich distanziere und den „Reggae Compassionate Act“ unterzeichne, „ist der Festsaal Kreuzberg nicht die richtige Adresse für ihn“, so von Swieykowski.

Der Hintergrund: Mehrere umstrittene Sänger wie Beenie Man hatten 2012 den „Reggae Compassionate Act“ unterzeichnet, mit dem sie sich von ihren homophoben früheren Werken distanzierten und versprachen, diese nicht mehr aufzuführen. Bounty Killer weigerte sich nicht nur, dieses Dokument zu unterzeichnen, sondern beteuerte gar in einem Interview, dass er eine generelle Abneigung gegenüber Homosexuellen habe. Trotzdem behauptete etwa der Manager des jamaikanischen Künstlers, dass dieser nicht mehr homophob sei (queer.de berichtete).

Noch ist unklar, ob die Veranstalter einen anderen Veranstaltungsort in Berlin finden werden, in dem die Homophobie von Bounty Killer keine Rolle spielt. Noch immer sind im April und Mai mehrere weitere Konzerte im deutschsprachigen Raum geplant. In Regensburg gab es bereits Proteste gegen einen geplanten Auftritt (queer.de berichtete). Außerdem will der Hass-Sänger in Dortmund und Wuppertal sowie in Zürich und Wien Konzerte geben.

Quelle: queer.de (11.04.18)

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