Die Auszeichnung von Rappern, die ihr Geld mit homophoben und antsemitischen Texten verdienen, überschattete die 27. „Echo“-Verleihung in Berlin.
Die Rapper Kollegah und Farid Bang sind in einer am Donnerstagabend live im Privatsender Vox ausgestrahlten Gala für ihr Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“ mit dem „Echo“ in der Kategorie „Hip-Hop/Urban national“ ausgezeichnet worden, obwohl die Platte wegen menschenverachtenden Texte umstritten war. Das Duo, das auch einen Live-Auftritt in der Messe Berlin absolvieren durfte, fiel in den letzten Jahren immer wieder durch frauen-, juden- und homosexuellenfeindliche Texte auf – der „Echo-Ethikrat“ gab den Deutsch-Rappern unter Berufung auf die Kunstfreiheit aber einen Freischein.
In diesem Jahr hatte insbesondere der Zentralrat der Juden Kritik an der Nominierung geübt, unter anderem weil der gemeinsame Song „0815“ der Rapper die Zeile „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ enthielt. Viele der homophoben Aussagen in der Liedern fielen in den Bereich des „Battle-Rap“, stellen also gegenseitige Beleidigungen unter Rappern dar. Kollegah forderte auf dem neuesten Album beispielsweise: „Wohin man auch schaut, man sieht nur Spasten in der Szene (…) Zieh dein Kleid aus, wir sind hier nicht bei der Gayparade, Mo’fucker.“
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hatte sich bereits 2014 besorgt über die Homophobie im Vorgängeralbum „Jung, Brutal, Gutaussehend 2“ geäußert und es auf den Index gestellt (PDF). Für die Behörde seien die „die extrem homosexuellenfeindlichen Äußerungen (…) sozialethisch nicht mehr vertretbar“. Auf diesem Album rappten die Interpreten unter anderem: „Ich schlag dir deine große Schnauze ein / Ich hab gehört du drehst ein Film – Brokeback Mountain 2“ oder attestieren Schwulen: „Ihr seid wie Schotten. Männer, die die Hosen nicht anhaben“.
Weiterer homophober Rapper nominiert
Bei dem „Echo“ handelt es sich um einen Preis, der sich hauptsächlich an den Verkaufszahlen orientiert – es gibt zwar formal eine Jury, diese wählt aber nicht das ihrer Meinung nach beste oder einflussreichste Werk, sondern orientiert sich an den Chartplatzierungen. Insbesondere im Bereich „HipHop/Urban“ gibt es immer wieder homophobe Interpreten – in diesem Jahr wurde etwa auch SpongeBOZZ nominiert, der sich ebenfalls mit Homo-Hass einen Namen gemacht hat.
Kritik an der Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang gab es von Campino, dem Sänger der Toten Hosen. Nachdem seine Band in der Kategorie „Rock National“ gewonnen hatte, fragte er bei seiner Dankesrede, wie weit Kunst- und Meinungsfreiheit gehen dürften und wo die Grenze liege: „Für mich persönlich ist diese Grenze überschritten, wenn es um frauenverachtende, homophobe, rechtsextreme, antisemitische Beleidigungen geht und auch um die Diskriminierung jeder anderen Religionsform“, erklärte Campino.
Kollegah machte sich danach über den Punkrocker lustig, indem er in der Vox-Sendung eine Zeichnung Campinos mit Heiligenschein zeigte. Rap-Kollege Sido („Arschficksong“) zeigte via Twitter seine Abneigung gegen den 55-jährigen Düsseldorfer: „Opfermove von Campino“, schrieb der 37-Jährige.
Großer Gewinner der Veranstaltung war der Brite Ed Sheeran, der die Preise „Album des Jahres“, „Hit des Jahres“ und „Künstler International“ einheimste. Helene Fischer wurde in der Kategorie „Schlager“ ausgezeichnet und führt damit weiterhin die Gesamtliste der Sieger seit Beginn der Preisverleihung an – insgesamt hat die Entertainerin bereits 16 Echos angesammelt.
Quelle: queer.de (13.04.18)