Kardinal Marx: „… Erwartungen werden enttäuscht“

Kardinal Marx:  „… Erwartungen werden enttäuscht“

Der Chef der deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, erklärte am Mittwoch vor Journalisten, dass seiner Ansicht nach das Thema Homosexualität nur unzureichend erörtert wurde. Nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur sagte der 62-Jährige: „Da sind manche Erwartungen jetzt enttäuscht worden oder werden enttäuscht.“ Nach der Synode müsse die katholische Kirche dieses Thema „intensiver aufgreifen und intensiver anschauen.“

 

Bei der Familiensynode entschuldigen sich die deutschsprachigen Vertreter zwar bei „homosexuell orientierten Menschen“, dämpfen aber auch die Hoffnung auf Reformen.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Zwischenbericht räumt die deutsche Sprachgruppe bei der katholischen Familiensynode im Vatikan Fehler im Umgang mit Geschiedenen, nicht veheirateten heterosexuellen Paaren und deren Kindern sowie Schwulen und Lesben ein. In der von den Bischöfen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz getragenen Erklärung heißt es: „Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Pastoral immer wieder zu harten und unbarmherzigen Haltungen, die Leid über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuelle orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete. Als Bischöfe unserer Kirche bitten wir diese Menschen um Verzeihung.“

Gleichzeitig wird in dem Papier betont, dass die Kirche nicht-heterosexuelle Beziehungen weiterhin ablehnt. So seien Theorien, die eine „willkürliche Auswechselbarkeit“ des Geschlechts gesellschaftlich durchsetzen wollten, „Ideologien“, die man ablehnen müsse. Außerdem wird in dem Papier dem demokratischen Staat abgesprochen, die Ehe selbst zu definieren, weil „Ehe und Familie dem Staat vorausgehen“ würden.

Marx an Schwule und Lesben: Macht euch auf eine Enttäuschung gefasst

Der Chef der deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, erklärte am Mittwoch vor Journalisten, dass seiner Ansicht nach das Thema Homosexualität nur unzureichend erörtert wurde. Nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur sagte der 62-Jährige: „Da sind manche Erwartungen jetzt enttäuscht worden oder werden enttäuscht.“ Nach der Synode müsse die katholische Kirche dieses Thema „intensiver aufgreifen und intensiver anschauen.“

Allerdings geht der deutschsprachige Zwischenbericht selbst nicht weiter auf das Thema Homosexualität ein. Bereits in ihrer Zusammenfassung der Rückmeldungen aus den Bistümern zum Vatikan-Fragebogen zur Synode hatte die deutsche Bischofskonferenz vieles Positive zu homosexuellen Paaren weichgespült, aber immerhin noch betont, dass eine „große Mehrheit“ der Gläubigen eine „differenziertere moraltheologische Bewertung“ der Frage erwarte und homosexuelle Beziehungen akzeptiere (queer.de berichtete). Eine Forderung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, wurde von der Bischofskonferenz abgelehnt (queer.de berichtete).

Marx hat sich bislang beim Thema Homosexualität als Hardliner gegeben: Erst im vergangenen Monat hatte er in einer Rede vor Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel erklärt, dass der Staat nicht das Recht habe, Schwule und Lesben im Eherecht gleichzustellen (queer.de berichtete). 2011 hatte er für Aufregung gesorgt, als er Homosexuelle als „gescheiterte und zerbrochene Menschen“ bezeichnet hatte (queer.de berichtete).

Bei der Synode haben insbesondere erzkonservative Geistliche aus Afrika darauf beharrt, dass die Kirche weiterhin Schwule und Lesben ausschließt. So erklärte Kurienkardinal Robert Sarah, Homosexuelle seien gegenwärtig so gefährlich wie Adolf Hitlers Nationalsozialismus im vergangenen Jahrhundert (queer.de berichtete).

Die Familiensynode wird am Sonntag zu Ende gehen. Zuletzt brodelte im Umfeld die Gerüchteküche, was auf Machtkämpfe im Vatikan hindeutet. So wurde etwa am Mittwoch die Nachricht gestreut, dass bei Papst Franziskus ein Gehirntumor entdeckt worden sei, was sogleich von einem Vatikan-Sprecher dementiert wurde. (dk)

Quelle: queer.de (22.10.2015)

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