30 Jahre donnadanza – herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

30 Jahre donnadanza – herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

So lange Zeit schon bereichern Brigitte Garten und Marion Schmidt mit ihren Tanzkursen und Partys für Frauen die gleichgeschlechtliche bzw. genauer gesagt: die Frauen-Tanzszene …

So wie auch unsere anderen Tanz- und Koop-Partner*innen, die das GleichTanz-Projekt unterstützen, gehört donnadanza mit zu denjenigen, die für uns, die wir gleichgeschlechtlich tanzen möchten, Möglichkeiten (Kurse, Partys) dafür geschaffen haben, und die damit den Weg für ein anderes Paartanzen jenseits der traditionellen Rollenklischees bereitet haben.

Wie heißt es so schön auf ihrer Webseite:  Vorbei ist die Zeit, in der es als „bürgerlich“ und konservativ galt, gesellschaftliche Formen wie Paartanz, lustvoll zu finden. Vorbei ist auch die Zeit, als es für ein Frauenpaar nicht gestattet war, in einer „normalen“ Tanzschule am Unterricht teilzunehmen. Die Tabus sind gebrochen, und das Tanzfieber seit langem ausgebrochen. An diesem beschwingten easy-dancing für Frauenpaare ist donnadanza von der ersten Stunde an aktiv, kreativ und initiierend dabei.

Aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums haben wir hier ein kleines Porträt von donnadanza erstellt.

Die Feier zum Jubiäum wird mit einem großen Frauenball am 24. September im Maxixe begangen, der aber leider schon fast ausverkauft ist!

 

 

Wie alles anfing

Sie haben zuerst das Tanzen in einer selbstorganisierten Lesbengruppe mit dem Turniertanz-Ehepaar Kraatz gelernt, das damals offen war, Frauenpaare in ihre Kunst einzuführen. 1986 begannen Biggi und Marion zu dritt – zusammen mit Gudrun Geißler – Tanzkurse in der Schokofabrik durchzuführen: Der Zulauf der Tanzschülerinnen war gewaltig.

Im Februar 1986 boten Biggi und Marion (und Gudrun) einen ersten Tanzkurs für Frauen in dem Kreuzberger Frauenkulturzentrum “Schokofabrik” an (sonntags von 18:00 – 19.30 Uhr), anfangs in der “Sportetage” (und jeden Sonntag haben sie quasi als “Warm Up” die Sportmatten weggeräumt), später zogen sie in die 4. Etage, die “Tanzetage”, deren Parkettboden mit den Einnahmen der Tanzkurse ermöglicht wurde.

Sie hatten sich noch keinen eigenen Namen gegeben, sondern boten Ihre Kurse als “TANZKURSE mit Biggi und Marion” in der Schokofabrik an. Erst 2006 – zum 20-jährigen Jubiläum – gaben sie sich den klangvollen und programmatischen Namen donnadanza.

dd-4-plakat

1. Plakat 1987

Die Tanzkurse bekamen angelehnt an des Trimesterprogramm der Schokofabrik eine feste Struktur:  drei Mal im Jahr 8 Termine und ein Abschlussball. In den ersten Jahren brachten die Tänzerinnen das Buffet selbst mit zum Ball. Vor dem letzten Tanzkurs am Sonntag hatten Biggi und Marion die Getränke eingekauft, die wurden dann unten an der Tür zur Treppe in die 4. Etage hingestellt und jede, die zum Kurs ging, konnte ein paar Flaschen mitnehmen.

Wenn der Kurs zu Ende war, wurde der Raum gemeinsam geschmückt und Biggi organisierte den Tresen und den Raum. Marion saß an der Anlage und machte Musik. Am Anfang natürlich auch noch mit Kassetten, irgendwann kamen CDs dazu und ein großer Schritt waren die gebrannten CDs. Jetzt legen sie natürlich mit Laptop auf.

Und ihre Musikauswahl an einem Ball war geleitet von der Idee, nicht zu klassischen Tanzorchestern zu tanzen, sondern Popmusik zu finden, die das Tanzen beschwingter macht. Sie spielten Popmusik zwischen die Tanzmusik, oder auch den einen oder anderen Communitydance.

Die “Communitydances” waren eigentlich von Anfang an dabei, jeder Ball wurde mit einer Polonaise eröffnet, seit 1998 üben sie in allen Tangokursen den Tanz “Querer” zu der wunderschönen Musik des Rosenber-Trios auf der CD Noches Calientes.  Seit 1991 bot Marion Kreistänze an – 18 Jahre lang sonnabends zwei Mal im Monat in der Schoko – mit Zulauf bis zu 50 Tänzerinnen an einem Abend.

Gruppentänze (Communitydances) sind eine tolle Idee, um die Stimmung zu heben und alle zum Tanzen zu motivieren.  GleichTanz.de berichtete ausführlicher in einem früheren Beitrag Tanzen im Kreis und in der Gruppe über das Gruppentanzangebot von donnadanza.

 

"Querer-Party" 2001

„Querer“ 2001

 

In den ersten Jahren sind sie viel gereist, da es auch in den großen Städten „West-Deutschlands“ damals noch kaum Tanzangebote für Frauen gab.  Sie waren in München, in Frankfurt, in Bielefeld, zwei Mal im Jahr mit „Frauen Unterwegs“, in Frauenbildungshäusern etc.   „Wir waren neu und innovativ und boten Frauen etwas, was Ihnen bisher verwehrt war.  Sie konnten sich amüsieren, Freundinnen und Partnerinnen finden in einer leichten und stressfreien Atmosphäre.“

2009 hat donndanza in der BEGINE in Schöneberg eine neue Heimat gefunden, und in der Tanzakademie Cifuentes unterrichten sie in einem wunderschönen säulenfreien 150 qm großen Spiegelsaal.

 

GTWann habt Ihr Euch selbständig gemacht – und ist das nicht schwer in der doch zahlenmäßig begrenzten Frauen-Tanzgemeinde?

Das hat sich fließend entwickelt, wir haben ja teilweise auch studiert während der Zeit. Wir haben uns nicht von einem Tag zum anderen selbstständig gemacht. Tanzunterricht war anfangs ein Hobby und wurde dann mehr und mehr zur lukrativen Einnahmequelle.

Wir hatten und haben immer wieder volle Kurse. In der Schokofabirk am Anfang 1986 waren wir noch sehr überrascht, dann hat sich das eingependelt. Wenn mehr Frauen kamen, haben wir Kurse geteilt, wenn es weniger wurden, haben wir etwas anderes gemacht.

Begonnen hat es mit Afrolatein- und Standardkursen, bald ist auch Salsa dazugekommen, bei Marion Kreistanz, wir haben gewechselt zwischen Kursen, die wöchentlich stattgefunden haben und Workshops. Die Tätigkeit als Djane ist auch eine gute Einnahmequelle und vor allem werden wir oft privat gebucht und nicht nur von Frauen. Es gibt Paare oder Gruppen, die uns buchen. Oft auch gemischt.“

In den letzten Jahren ist ja vielleicht die Konkurrenz größer geworden, da mittlerweile auch schwullesbische und queere Kurse und Partys von anderen angeboten werden?

„Das kann man so auch nicht sagen.  Du nennst es Konkurrenz, wir empfinden es mehr als Synergieeffekt.  Je mehr Frauen tanzen, desto mehr sehen es andere, desto mehr wird es Mainstream und es gibt wieder Kundinnen, die das auch können möchten.“

 

djane marion

 

Es gibt ja mittlerweile auch noch eine kleine andere Frauentanzschule (chachachicas)?

„Mit Katharina sind wir seit vielen Jahren sehr gut befreundet.  Wir hatten auch zu dritt überlegt, ob wir eine gemeinsame Etage mieten.  Katharina hat etwas gefunden, was für sie sehr gut ist (Hasenheide) und wir haben uns zu dieser Zeit aus der Schoko herausorientiert und es passte sehr gut für uns, nach Schöneberg in die BEGiNE und in die Tanzakademie “umzuziehen”.  In der Schoko bekamen wir nur ein Trainerinnenhonorar.  Wir wollten davon unabhängig werden und vom Tanzen und Musikauflegen mehr leben und da passte dieser Wechsel sehr gut.“

Glaubt Ihr, dass es einen “Trend” gibt und evtl. immer mehr lesbische Frauen sich auch in der queeren oder gar in der Hetero-Tanzszene willkommen oder wohl fühlen?

Diese Sehnsucht nach “Normalität” gibt es ja schon lange, und es ist auch gut so, dass es für “jedefrau” etwas passendes gibt.  Vor 30 Jahren durften wir als Frauenpaar nicht in einer “normalen” Tanzschule mitttanzen.  Wir haben es versucht und bekamen folgende Reaktionen:
`Zusammentanzen können Sie nicht, das können wir unserem Publikum nicht zumuten.´   `Wir können Ihnen Herren organisieren, die dann mit Ihnen tanzen.´   `Ich gehöre auch einer sexuellern Randgruppe an, aber hänge das nicht an die große Glocke´.

Es ist gut, dass die gesellschaftliche Entwicklung weiter gegangen ist, dass wenigstens hier in Berlin so etwas nicht mehr vorkommt.  Wir sind froh, dass Frauen/Lesben mehr Freiräume zugestanden werden.  Wir starren nicht auf die vermeintliche Konkurrenz. Wir haben mit unserem Angebot ein “Alleinstellungsmerkmal”. Es gibt viele Frauen, die genau unser Angebot schätzen und genießen, die mit Frauen tanzen möchten.  Außerdem wechseln die Frauen die Tanzschulen, kommen mal zu uns oder gehen woanders hin.

Wichtig ist für uns, dass wir etwas tun, was uns und unseren Tänzerinnen gut tut.  Dass wir neben dem Tanzen Gemeinschaft schaffen, Kurse haben, die miteinander Essen oder Tanzen gehen, Freundschaften, die sich außerhalb des Tanzens bilden. Paare, die sich finden. Es gibt viele Frauen, die seit 10 Jahren und länger bei uns tanzen oder welche, die vor 20-30 Jahren da waren und alle paar Jahre wiederkommen. Tanzen macht glücklich und das wollen wir vermitteln.“

 

djane biggi

Warum glaubt Ihr, macht eine reine Frauentanzschule heute noch Sinn?

„Ja, auf alle Fälle.  Die Frauen kommen ja, weil sie genau das wollen.  Neben den Kursen und Partys z.B. auch zu unseren Silvesterangeboten:  Der Jahreswechsel in einer festen Frauengruppe ist sehr berührend, wenn wir außer Tanz und dem Silvesterfest, Gemeinschaftsaktionen für das Fest und den Übergang ins neue Jahr gestalten.  Da geht es nicth nur um Tanzenlernen, sondern um eine besondere Form des Miteinanders und Zelebrierens.  Das hat in einer Frauengruppe eine besondere Qualität.“

Ich seid ja auch offen für Trans*.  Sind damit gleichermaßen Transfrauen als auch Transmänner gemeint, oder für wen wollt Ihr offen sein?

„Ob Mann oder Frau ist in diesem Fall eigentlich egal.  Trans ist ja eine individuelle Ausprägung.  Trans ist kein Thema, wenn die Person in den Kurs passt.“

Hat sich dieses Engagement über 30 Jahre „gelohnt“?  Und würdet Ihr es noch einmal machen?

Ja, wir würden es nochmal so machen!  Das haben wir 1986 nicht geahnt, dass es wir nach 30 Jahren so ein Jubiläum feiern würden!“

 

Danke, Biggi und Marion, für Euren Einsatz
(und auch Dank an all die anderen Engagierten in der gleichgeschlechtlichen Tanzszene)
– und herzlichen Glückwunsch zu Eurem Jubiläum!

 

Und natürlich ganz viel Spaß auf Eurem Jubiläumsball!

 biggi-und-marion-winken

 

Und zum Schluß noch ein paar Hinweise:

 

„Frauentanz-Theorie”:

Über die praktische Arbeit hinaus macht sich donnadanza auch aus feministischer Sicht Gedanken zur Geschichte und Gegenwart des Paartanzens:  1999 schloss Marion ihr Studium der Erziehungswissenschaften an der TU Berlin ab mit einer Diplomarbeit zum Thema:  „Alles dreht sich! Feministische Paartanzkultur im Spannungsfeld zwischen Bürgerlichkeit und subversiver Praxis„.  Diese Arbeit bündelt jahrelange Beobachtungen, Diskussionen, Erkenntnisse und Entwicklungen ihrer tanzpädagogischen Praxis.  Sie kann per Mail bei donnadanza angefordert werden!

 

Weitere Infos:

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