Zum Thema „Homophobie“ gab es auf ARTE am 12. Mai einen Themenabend mit zwei sehenswerten Filmbeiträge: „Gleiche Liebe, falsche Liebe?!?“ und „Du sollst nicht schwul sein“. Diese Filme und weitere Infos dazu sind auf der ARTE-Webseite zu sehen (und werden am 19.05. und am 01.06. jeweils vormittags erneut ausgestrahlt).
„Gleiche Liebe, falsche Liebe?!?“
Homophobie in Europa
Dienstag, 19. Mai um 8:55 Uhr (54 Min.)
Wiederholung am Montag, 01.06. um 8:55 Uhr
Erstausstrahlung am Dienstag, 12.05. um 20:15 Uhr
Zwei Drittel aller Homosexuellen in der EU trauen sich nicht, öffentlich Händchen zu halten, fast die Hälfte erlebt Diskriminierung, ein Fünftel sogar körperliche Gewalt. Das ist das schockierende Fazit einer Studie der EU-Grundrechtekommission vom Mai 2013. Diese Homophobie ist nicht nur ein Gefühl. Dies zeigt Peter Gerhardt in seiner Dokumentation.
In einer Frühlingsnacht 2013 wurden Olivier Couderc und Wilfred de Bruijn mitten in Paris überfallen. Einer von ihnen erlitt schwerste Verletzungen. Der einzige Grund für diesen Überfall: Olivier Couderc und Wilfred de Bruijn sind schwul. Sie waren händchenhaltend durch die Stadt geschlendert. Fälle wie diesen gibt es überall in Europa.
Spätestens die großen Demonstrationen 2013 in Frankreich haben gezeigt, dass ein Problem, das viele in Westeuropa für längst überwunden hielten, noch lange nicht beseitigt ist: der Hass auf Lesben und Schwule.
Geschürt wird die Homophobie von rechten Politikern in ganz Europa und auch von Intellektuellen wie etwa dem deutschen Schriftsteller Akif Pirincci. In seinem neuesten Buch hetzt Pirincci offen gegen die vermeintliche „Verschwulung“ der Gesellschaft. Seine Schmähschrift gegen Homosexuelle stand in Deutschland wochenlang weit oben auf der Bestsellerliste.
In seiner Dokumentation zeigt Peter Gerhardt die Auswirkungen von Homophobie in Frankreich, Deutschland, Litauen und Ungarn. Zu Wort kommen Homohasser, die erklären, warum sie so vehement gegen die Gleichstellung von Homosexuellen kämpfen. Im Gespräch mit den Opfern zeigt sich, welche tiefen Spuren Homophobie bei den Betroffenen hinterlässt. Die Reife einer Demokratie zeigt sich im Umgang mit gesellschaftlichen Minderheiten. „Gleiche Liebe, falsche Liebe?!?“ zeigt, dass Europa im Hinblick auf den Umgang mit Homosexuellen noch einen weiten Weg vor sich hat.
Du sollst nicht schwul sein
Dienstag, 19. Mai um 9:50 Uhr (55 Min.)
Wiederholung am Montag, 01.06. um 9:50 Uhr
Erstausstrahlung am Dienstag, 12.05. um 21:10 Uhr
Ob Bibel, Thora oder Koran – die heiligen Bücher lehnen Homosexualität allesamt ab: Bis heute diktieren die jahrtausendealten Schriften den Umgang der Religionen mit ihren ungeliebten Söhnen und Töchtern. Um ihrem Gott, ihrer Religionsgemeinde oder einfach nur der eigenen Familie zu gefallen, sollen die Homosexuellen heterosexuell werden – oder ein Leben lang Verstecken spielen.
Die Dokumentation zeigt, welchem psychischen Druck junge homosexuelle Menschen mitten in Europa ausgesetzt sind, weil sie gläubig sind: Ein homosexueller Muslim wird in einer Einwanderer-Gesellschaft, die nur echte Männer kennt, von der eigenen Familie mit dem Tod bedroht, verfolgt, zur Heirat gezwungen oder für immer verstoßen. Ein Katholik führt in katholisch-konservativen Kreisen sein Leben zwischen Selbsthass und Verdrängung. Einem schwulen orthodoxen Juden wird in der eigenen Gemeinde auf Verdacht nicht die Hand gegeben. Ein Mitglied in bibeltreuen fundamental-evangelikalen Kreisen fühlt sich wie ein Gefangener einer Welt, in der Homosexualität geheilt werden muss, weil man sonst in der Hölle landet. Und katholische Ärzte in Bayern versprechen verzweifelten Homosexuellen, ihren Leidensdruck mindern zu können.
Das Thema Homosexualität ist in Kirche und Moschee oft tabu. So sieht ein evangelikaler Pfarrer das Ende der Welt nahen, so darf ein Bischof sich nicht für Schwule einsetzen. Doch es gibt auch Homosexuelle, die offen versuchen, das Tabu zu brechen. So gründeten sie in Paris eine „schwule“ Moschee, in der alle zusammen – ob Mann oder Frau, ob heterosexuell oder homosexuell – einen Platz finden können.
Gott und die Krux mit den Schwulen: ein Film über verbotene Liebe und die Strategien, die Verbote zu umgehen, angebliche Heilungsmethoden, priesterliche Keuschheitsgelübde, Lügen, Ausgrenzungen und den Versuch, sich mit Gott zu versöhnen und sich die eigene Religion nicht wegzunehmen zu lassen. In seinem Film zeigt Marco Giacopuzzi, wie mitten in Europa junge Menschen an Gott verzweifeln, weil seine Diener auf Erden sie nicht so sein lassen, wie sie sind.
(Quelle: arte.tv)
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