Turniertanzen besser verstehen: Infos für Besucher*innen

Turniertanzen besser verstehen:  Infos für Besucher*innen

Anlässlich der „Offene Berliner Meisterschaft für Frauen- und Männerpaare in den Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen“ am 28. April wollen wir mit ein paar Hintergrundinfos das Turniergeschehen speziell für die Besucher*innen etwas transparenter machen.

Denn für nicht-turniertanzende Besucher*innen kann es manchmal etwas schwierig sein, den Ablauf solch eines Wettbewerbs zu verstehen:  Warum gibt es verschiedene „Klassen“?  Was sind denn Sichtungs-, Vor- und Endrunden („finals“) usw.?  Welche Tänze werden getanzt?  Gibt es vorgeschriebene Schrittfolgen, gibt es eine „Kleiderordnung“? ….

Wir wollen dabei auch auf die Besonderheiten von gleichgeschlechtlichen Turnieren (im Unterschied zu den gemischtgeschlechtlichen Wettkämpfen) eingehen. 

Hinweis:  Die (gemischtgeschlechtlichen) Tanzturniere in Deutschland werden vom DTV (Deut. Tanzsportverband) ausgerichtet.  Seit 2008 gibt es auch einen speziellen Verband für gleichgeschlechtliche Turniere, der DVET (Deut. Verband für Equality Tanzsport), der seit 2010 auch Mitglied im DTV ist.

Damit sind die deutschen gleichgeschlechtlichen Tänzer*innen die ersten, die mit ihrer Vereinigung von einem nationalen Sportspitzenverband aufgenommen worden sind, der in seinem Land offiziell und alleinig die Sportart „Tanzen“ vertritt – und zwar in Deutschland im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

 

Kerstin KallmannKerstin Kallmann, die engagierte Pressesprecherin von pinkballroom, beantwortet uns ein paar grundsätzliche Fragen zum Turniergeschehen:

Wer darf eigentlich bei Eurem Turnier tanzen?

Jede*r!  Anders als bei DTV-Turnieren wird nicht unterschieden nacht Turniersport (=Leistungssport) und Breitensport.  D.h. wer Lust hat, sucht sich eine/n Tanzpartner*in des gleichen Geschlechts und meldet sich an (das geht auch spontan bis 30 Minuten vor Start des Turniers, aber lieber ist uns natürlich früher).

Macht das eher Stress oder eher Spaß?

Ja, natürlich macht es Spaß, sich in Schale zu werfen, mit vom Lampenfieber geröteten Wangen auf die Fläche zu gehen und sich vom Applaus des Publikums über das Parkett tragen zu lassen.  Aber ein wenig Streß gehört schon auch dazu …

Wie läuft so ein Turnier ab?  Was sind denn Sichtungsrunden?

Wichtig zu wissen:  Eure Selbsteinschätzung ist nur für die Veranstalter*innen wichtig (zur Erstellung eines genauen Zeitplans).  Im Turnier werdet Ihr in Sichtungsrunden in die Klassen erst eingeteilt.  Um den Wertungrichterinnen und -richtern die Einteilung zu erleichtern, wird vorher allerdings noch ein Tanz gezeigt, der nicht bewertet wird und nur dem groben Überblick dient.
Hinweis für DTV-Erfahrene:  Die Klassen sind vergleichbar mit dem Durchschnitt der DTV-Klassen (d.h. nicht unbedingt mit den Endrunden der großen Turniere).  Bei der Anmeldung gebt Ihr an, in welcher Klasse Ihr Euch einschätzt.  Das ist nur für die Veranstalter wichtig (zur Erstellung eines genauen Zeitplans), und wird nicht veröffentlicht.

Welche Klassen gibt es?

  • D-Klasse: Paare, die neu im Turniersport sind, wer also erstmals auf einer Turnierfläche steht, kann sich hier anmelden.
  • C-Klasse: Hier werden schon Grundschritte in richtiger Technik erwartet & Takt sollte stimmen
  • B-Klasse: Hier gibt es schon schwierige Figuren, die auch weitgehend (aber noch nicht durchgehend) gut getanzt sein sollten
  • A-Klasse: Hier werden nur noch wenige Fehler verziehen – auch in schwierigen Folgen.

Welche Tänze werden getanzt?

  • Im Standard-Turnierteil:
    Langsamer Walzer, Tango, Quickstep; (ab der B-Klasse kommt dann noch Slowfox hinzu, und ab der A-Klasse der Wiener Walzer)
  • Im Latein-Turnierteil:
    ChaCha, Rumba, Jive; (ab der B-Klasse kommt dann noch Samba hinzu, und ab der A-Klasse der Paso Doble)In der Sichtungsrunde werden natürlich jeweils nur die ersten drei Tänze gefordert.

Was passiert nach den Sichtungrunden?

Die einzelnen Klassen tanzen dann ihre Vorrunden.  Die besten – in der Regel sechs – Paare der Vorrunden erreichen die Endrunden.  Dann werden bei den Endrunden die Plätze 1 bis 6 an die Paare durch Wertungen der Wertungsrichter vergeben.  Geschieht dies durch Hochhalten von Wertungstafeln nach jedem Tanz, dann spricht man von offener Wertung.  Bei uns werden alle Endrunden allerdings geschlossen gewertet.  Dazu schreiben die Wertungsrichter ihre Platzierungsempfehlung auf einen Zettel und das Turnierbüro rechnet nach der Endrunde die Platzierungen aus.

Brauch´ ich eigentlich eine feste Folge mit vielen Figuren?

Nein, wenn Ihr Grundschritte schön tanzen könnt, sehen das Wertungsrichter wie Publikum häufig lieber, als komplizierte Folgen, durch die das Tanzpaar stolpert.

An anderer Stellen haben wir gelesen, dass es eine „Schrittbegrenzung“ geben würde?
(„Bei den D- und C-Klassen gibt es übrigens eine „Schrittbegrenzung“, das heißt, dass es einen festen Katalog von Schrittfolgen gibt, der bei Tanzturnieren erlaubt ist.  Die WertungsrichterInnen sollen nämlich nicht durch das Einstudieren von ein paar besonders schwierigen Figuren geblendet werden, sondern der tänzerische Gesamteindruck soll im Vordergrund stehen….“)

Nein, das gilt nur für die DTV-Turniere, bei den „Equality-Turnieren“ gibt es keine Schrittbegrenzung, sondern in allen Klassen eine Wahlfreiheit der Schritte und Figuren!  Das haben wir im Leitbild des DVET ausgeführlicher beschrieben und begründet.

Können auch trans* und inter* Tänzer*innen teilnehmen?

Equality-Tanzturniere sollen auch Intersexuellen und Transgender eine tänzerische Heimat geben. Wenn Ihr nicht in das Frau-Frau bzw. Mann-Mann-Schema passt, meldet Euch bei pinkballroom.

 

berlin open 2018

Das Programm der 17. Meisterschaften am Samstag, den 28.04.2018

11:00 – 15:00: Frauen Standard, Männer Latein
(alle Klassen inkl. Finals D – A)
16:00 –18:00: Frauen Latein, Männer Standard
(alle Klassen inkl. Finals D – B)
Ab 19:00: Finals A-Klasse Frauen Latein, Männer Standard

(Vorläufiger Zeitplan)

Anschließend (ab ca. 20:00 Uhr): „Tanz für alle“

 

 

Für Besucher*innen kostet die Tageskarte 10 € / 7 € ermäßigt (inklusive des „Tanz für alle“ am Abend des Turniers).

Am Tag nach dem Turnier gibt es einen Brunch (bitte möglichst anmelden!).

Weitere Informationen finden sich auf der Seite von pinkballroom.

 

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Zum Turniertanzen gibt es auf GleichTanz.de zahlreiche Beiträge – und neben vielen Videos mit den tollen Darbietungen der A- und B-Klasse-Tänzer*innen – auch einige, die über die C- und D-Klassenwettbewerbe berichten oder sich speziell an Besucher*innen richten.  Z.B.:

 

Günther Schon

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