Auch das ist emanzipatorisch: Wenn die schwule Münchener bzw. bayerische Schuhplattlergruppe „Schwuhplattler“ auf gemischt-geschlechtlichen Dorffesten auftritt – oder hier, wie weiter unten in unserem schönen Videobeispiel über ihren Auftritt auf dem „Kirchweihfest 2016“ – sich zwischen den Auftritten noch gleichtanzend am Fest beteiligt! (Das Video haben wir auf der Seite pridechannel.de von Harry Klein gefunden, der in Berlin selbst plattelt und diverse schwullesbische Ereignisse auf Film festhält).
Und so heisst es in ihrer Selbstdarstellung:
Traditionsbewusst – heimatverbunden – schwul. So präsentiert sich unsere Gruppe. Wir sind der weltweit einzige Verein, der Homosexualität und Schuhplattln verbindet. Die Gründung der Schwuhplattler 1997 war eine Weltpremiere und ein Comingout der ganz besonderen Art.
Mit den vielseitigen Auftritten haben die Schwuhplattler auch einen wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag für die Toleranz der Menschen gegenüber Homosexuellen geleistet. Homosexualität, Heimatverbundenheit und die Bewahrung traditioneller Werte passen hervorragend zusammen – die Schwuhplattler sind dafür ein leuchtendes Beispiel.
In den zurückliegenden eineinhalb Jahrzehnten ist aus dem kleinen Grüppchen begeisterter Plattler eine weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannte Vereinigung geworden. Entsprechend haben sich auch unser Repertoire sowie die Anlässe der Auftritte entwickelt. Längst platteln wir nicht mehr nur bei schwulen Events, wie beispielsweise den Christopher Street Days, sondern zu unterschiedlichsten Anlässen. Genannt seien hier Stadtteilfeste, Benefizveranstaltungen, Kulturevents, Hochzeiten oder Geburtstage.
Auf Grund unseres Engagements bei der Heimat- und Brauchtumspflege wurden wir als gemeinnützig anerkannt. Auch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München fördert Auftritte von uns.
Neben der Freude an bayerischer Traditions- und Brauchtumspflege durchziehen unsere Gruppe auch enge freundschaftliche Bande, ein füreinander Dasein und gemeinsame gesellige Abende unter Gleichgesinnten. Denn bei uns darf jeder so sein wie er ist – unsere Einigkeit und unser Zusammenhalt lebt von der bunten Vielfalt.
Unser Repertoire
Der Schuhplattler in seiner ursprünglichen Form war ein Werbetanz der einfachen Burschen, Bauern, Jäger und Gebirgler. In seiner heutigen reglementierten Form entstand der Schuhplattler im 19. Jahrhundert, vor allem in Bayern. Er brachte ein Stück der Heimatverbundenheit der Bevölkerung zum Ausdruck.
Wir Schwuhplattler zeigen bei unseren Auftritten die „reinen“ Burschenplattler – also Plattler ohne sich drehende Madln, wie es ansonsten bei den Vorführungen vieler bayerischer Trachtenvereine der Brauch ist.
Unser Repertoire ist vielfältig und breit gefächert. Mitglieder aus den unterschiedlichsten Regionen Bayerns haben aus den Trachtenvereinen ihrer Heimat die verschiedensten Plattler mitgebracht und ihr Können, ihr Wissen und ihre Technik an die Schwuhplattler weitergegeben.
Zu unserem Repertoire gehören Dreiviertel-Takt-Plattler wie beispielsweise der Haushamer oder der Ruhpoldinger. Hinzu kommen die Marschplattler wie der Holzhacker oder der Langschottische. Den Marschplattlern zugeordnet werden auch die beliebtesten Plattler – die Kreuzpolka und die Ambosspolka.
Neben den klassischen Plattlern haben wir unserem Repertoire auch weitere Volkstänze hinzugefügt. Dazu gehören beispielsweise das Mühlrad, der Steckentanz oder der Bandltanz. Diese Tänze werden nicht nur wegen ihrer bereichernden Vielfältigkeit aufgeführt, sondern auch aus einem ganz pragmatischen Grund! Diese deutlich ruhigeren Volkstänze erlauben eine kleine Verschnaufpause zwischen den kraftzehrenden Plattlern.
Weitere Infos: http://www.schwuhplattler.de/
