Passend zum Beitrag über den „Fließenden Führungswechsel“ gibt es seit einer Weile einen Aufruf des Dachverbandes der gleichtanz-Tanzvereine, des DVET, mit dem Motto: „Rettet den Führungswechsel!“. Dies ist ein Appell an die Turniertänzer*innen, wieder einen Wechsel des Führens und Folgens in ihre Darbietungen einzubauen. Des Weiteren wird vorgeschlagen, ab der Deutschen Meisterschaft 2018 insbesondere für die A- und B-Klassen zumindest einen „kleinen Führungswechsel“ verbindlich vorzuschreiben.
Im Folgenden dieser anregende Beitrag von der DVET-Webseite, der den Führungswechsel u.a. als ein identitätsstiftendes Element des gleichTanzens würdigt und leidenschaftlich für seine Wiederbelebung wirbt.
(Hinweis: Wenn dort der etwas sperrige und in keinem anderen Land verwendete Begriff „Equality“ verwendet wird, dann kann das als Gleichheit/Gleichberechtigung o.ä. ins Deutsche übersetzt werden – und damit ist das gemeint, was üblicherweise als gleichgeschlechtliches oder queeres oder rollen-nonkonfomes Paartanzen bezeichnet wird.)
Führungswechsel sind eine Besonderheit des Equality-Tanzsports, eine technische Schwierigkeit, deren gekonnte Erfüllung die tänzerische Wertigkeit eines Tanzpaares unterstreicht. Mehr noch ist der Führungswechsel zu einem Sinnbild für das Equality-Tanzen geworden, weil sich kaum besser das Aufbrechen von festen Rollenzuweisungen zeigen kann, als mit dem fließenden Wechsel von Führen und Folgen. Equality at ist best! Gleichzeitig bietet es beiden Tänzer_innen die Möglichkeit zu einem vertieften Begreifen und Verständnis von Führen und Folgen, dem jeweiligem Beitrag für die Balance im Paar sowie für die Physik von Dynamik.
Aber der Führungswechsel bietet auch besondere Herausforderungen: Ein Paar, das den Führungswechsel tanzt, besteht dem Grunde nach aus zwei Paaren. In der Regel ist in dem Paar eine Rollenverteilung die qualitativ hochwertigere, die andere qualitativ abfallend. Zusätzlich entstehen während des Rollenwechsels öfters mögliche Fehler (bspw. Bruch in der Balance, in der Dynamik).
Mit der stärkeren Professionalisierung des Equality-Tanzsports und der ständig steigenden sportlichen Herausforderungen an die Qualität des Tanzens, sehen sich viele Paare deswegen „gezwungen“ auf den Führungswechsel zu verzichten, um somit die sportlich gesetzten Ziele eher erreichen zu können. Das führt dazu, dass gerade in den höheren Klassen der Führungswechsel kaum (noch) getanzt wird. Gerade die Paare, die die technischen Fähigkeiten besäßen, den Führungswechsel mit hoher Qualität zu tanzen, zeigen ihn somit nur selten.
Damit geht dem Equality-Tanzsport eine identitätsstiftende Besonderheit immer mehr verloren. Das Publikum macht seinerseits bereits deutlich, dass es da etwas vermisst: Die dargebotenen Führungswechsel werden häufig sehr nachdrücklich mit Applaus bedacht.
Wir müssen etwas tun!
Die Regelungen im Equality-Tanzsport sehen keine Pflicht für einen Rollenwechsel vor, weil wir uns dem Prinzip der Vielfalt von Rollen verpflichtet sehen. Auch wäre es unfair gegenüber Paaren mit sehr unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen, sie zu einem Rollenwechsel im Wettbewerb zu zwingen.
Aber: Wenn wir den Equality-Tanzsport in seiner Eigenständigkeit erhalten wollen, sollten wir alle überlegen, was wir tun können. Und wir als DVET sind gefordert, hier aktiv zu werden.
Zielsetzung
Wir wollen diese Besonderheit, die der Equality-Tanzsport uns bietet, voller Stolz präsentieren.
Wir wollen die Paare unterstützen, die den Führungswechsel tanzen, ohne dass den anderen Paare Nachteile daraus erwachsen.
Wir wollen wieder mehr Vielfalt in den Rollenmodellen initiieren.
Wir wollen den Equality-Tanzsport wieder mehr zu seinen Szene-Wurzeln zurückbringen, und damit die Turniere auch wieder diesbezüglich attraktiver machen.
Was können die Paare tun?
Bitte lasst uns alle überlegen, ob es nicht doch dem einen oder anderen Tanz gibt, in dem wir mal einen Führungswechsel wagen wollen. Den ersten Schritt gehen, das können wir alle. Und nach dem ersten Schritt, geht der zweite, dritte fast ganz von alleine.
Was können die Turnierausrichter_innen tun?
Die Turnierregeln geben die Möglichkeit, zu Beginn der höchsten Klasse von den einzelnen Paaren Präsentationstänze von jeweils einer halben Minute tanzen zu lassen. Die Turnierausrichter_innen können diese Präsentationstänze mit der Pflicht zu einem Führungswechsel kombinieren. Der Führungswechsel sollte mind. 4 Takte lang dauern. Folgendes ist dabei zu beachten:
- Der Präsentationstanz wird nicht bewertet. Er ist somit nicht originärer Bestandteil des Wettbewerbes.
- Die Pflicht muss rechtzeitig vorher so angekündigt werden, dass die Paare, die erwarten (können), in das höchste Finale zu kommen, sich auf den Führungswechsel vorbereiten können.
- Die Paare sollte entweder den Tanz selber wählen können, oder der Präsentationstanz muss rechtzeitig vorher angekündigt werden.
- Die Moderation sollte auf die Besonderheit hinweisen, und damit gleich die Möglichkeit nutzen, für den Führungswechsel Werbung zu machen
- Sofern ein Paar den Führungswechsel in den 30 Sekunden nicht tanzt, wird das Paar entweder aufgefordert nochmal zu tanzen, oder die Musik läuft so lange, bis der Führungswechsel getanzt wurde.
Was macht der DVET?
Wir werden die Wertungsrichter_innem sensibilisieren für ein wertschätzendes Bewerten des getanzten Führungswechsel (siehe dazu Hinweise für Wertungsrichter_innen, Anhang der Turnierordnung).
Der DVET wird sich in angemessener Weise bei den Paaren, die einen Führungswechsel tanzen, auf den Deutschen Meisterschaften bedanken.
Wir werden ab 2018 bei der DM die Pflicht zum Führungswechsel in den Präsentationstänzen zum Finale der höchsten Klassen vorschreiben. Übergangsweise werden wir zur DM 2017 die Paare bitten, diesen freiwillig zu tanzen und die Erfahrung in die Ausgestaltung der Regelung ab 2018 einfließen lassen.
In Auswertung der ersten Erfahrungen wird der DVET-Sportausschuss ggf. weitere Empfehlungen entwickeln. Naürlich nehmen wir dazu auch gerne Eure meinungen entgegen.
Bitte schreibt uns daher an: sportausschuss[at]equalitydancing.de
Quelle: equalitydancing.de
Was könnte man tun?
Statt „Führen und Folgen“ vielleicht doch lieber Kommunikation lernen:
https://www.youtube.com/watch?v=sNoFdMvgYhg
Viel Spaß!
LivingTheDance