Schade: Der „Führungswechsel“ bleibt weiterhin vom Aussterben bedroht!

Schade:  Der „Führungswechsel“ bleibt weiterhin vom Aussterben bedroht!

Trotz der Kampagne des DVET zur Rettung des „Führungswechsels“ bleibt es zukünftig weitherin den Turnierteilnehmer*innen selbst überlassen, ob sie in ihrer Choreographie einen Wechsel in der Führungsrolle einbauen.  Der deutsche Dachverband der gleichtanzenden Tanzsportvereine, der DVET, wollte mit seiner Aktion „Vom Aussterben bedroht: Rettet den Führungswechsel!“ bei den Tänzer*innen und Trainer*innen für dieses wichtige Tanzelement werben und zumindest die Tänzer*innen der B- und A-Klassen verpflichten, ab 2018 wenigstens einen „kleinen“ Führungswechsel einzubauen (GleichTanz.de berichtete.)

Schade, dass es dazu nicht kommen wird!  GleichTanz.de fand, dass dies eine gute Aktion war, denn dieses „Tanzelement“ ist so charakteristisch für das gleichgeschlechtliche, für gleichberechtigtes und rollen-nonkonformes Paartanzen!  Es ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum rollenerstarrten und oftmals verbissen wirkenden Hetero-Turniertanz!

Das Verzichten auf den Führungswechsel ist bei einigen Tanzpaaren vermutlich die logische Konsequenz einer Anpassung an die gemischtgeschlechtlich tanzende Turnierwelt, da insbesondere bei manchen Frauenpaaren der höheren Leistungsklassen es seit einer Weile in der Kleidungsfrage die Tendenz gibt, dass die Führenden hosen- und frackartige Kostüme und die Folgenden rauschende Prinzessinnen-Ballkeider tragen.  Sie unterscheiden sich also auch optisch kaum noch von den Hetero-Turnierpaaren, und in dieses Bild würde ein „Führungswechsel“, eine Rollenumkehr, dann ja tatsächlich nicht mehr reinpassen.

Aber gut, dass wir Zuschauer*innen begeistert sind vom – auch kurzzeitigen – Wechsel beim Führen und dies auch witerhin mit besonderem Applaus zu würdigen wissen!  Damit können wir uns identifizieren, denn dies ist wirklich gleichgeschlechtliches und gleichberechtigtes Paartanzen wie wir es uns vorstellen und wie wir es selbst (als Freizeit- oder Breitensporttänzer*innen) in der Regel praktizieren.  Gut auch, dass der DVET weiterhin dieses Tanzelement besonders fördern und bewerben will!

Im Folgenden die detaillierte Info (mit den bisherigen Rückmeldungen der Turniertänzer*innen, Trainer*innern, Wertungsrichter*innen und der Zuschauer*innen) zum derzeitigen Stand der Führungswechsel-Diskussion (von der DVET-Webseite):

 

 

 

 

Keine Verpflichtung zum Führungswechsel bei der DM 2018:

DVET vollzieht Strategiewechsel bei der Aktion „Rettet den Führungswechsel!“

Viel Aufregung gab es im Umfeld der letztjährigen Deutschen Equality-Meisterschaften in Fürth um die Aktion „Rettet den Führungswechsel!“ des DVET. Das Präsidium und der Sportausschuss des DVET räumen ein, dass Anliegen, Inhalt und Zielsetzung dieser Aktion im Vorfeld der DM 2017 nicht optimal vermittelt worden sind, so dass es bei den Aktiven des DVET zu Missverständnissen und zur Verunsicherung gekommen ist.

Eine umfassende Meinungserhebung innerhalb der Equality-Turnierszene im Rahmen der DM 2017 war von vornherein als Teil der Aktion „Rettet den Führungswechsel!“ geplant. Neben einer Diskussionsrunde zum persönlichen Meinungsaustausch wurden zahlreiche Personen (Zuschauer_innen, Tänzer_innen, Offizielle) während der DM zum Thema befragt, sowie die Möglichkeit geschaffen, sich per Email zur Aktion Führungswechsel zu äußern. Alle drei Wege wurden ausgiebig genutzt, so dass das DVET-Präsidium nach Sammlung und Durchsicht der Äußerungen und Zuschriften ein sicher nicht vollständiges, aber recht umfassendes Meinungsbild zum Führungswechsel als solchem und der Aktion „Rettet den Führungswechsel“ im Besonderen gewonnen hat.

In der Zusammenfassung der Rückmeldungen lässt sich festhalten:

  • Der Führungswechsel als solcher wird entweder positiv oder neutral betrachtet. Es gab seitens der aktiven und ehemaligen Turniertänzer_innen keine Aussage, dass Führungswechsel grundsätzlich abgeschafft werden sollten. Vielfach wurde jedoch der eigene Standpunkt zum Führungswechsel von dessen technischer Qualität abhängig gemacht sowie von der Tatsache, ob ein Paar körperlich oder vom Typ her für den Wechsel geeignet erscheint oder nicht.
  • Die Annahme, dass Zuschauer_innen den Führungswechsel lieben und gern häufiger sehen würden, wurde sowohl durch mündliche und schriftliche Rückmeldung bestätigt, als auch durch den Zuspruch an Applaus, den jene Paare erfahren haben, die während des Vorstellungstanzes zum A-Finale einen Führungswechsel gezeigt haben.
  • Wertungsrichter_innen haben persönlich eine unterschiedliche Meinung zum Führungswechsel, bekunden aber einheitlich, diesen beim Werten als technische Figur zu sehen und entsprechend seiner Qualität zu bewerten.
  • Der Input aus der Trainerschaft kann nicht als repräsentativ betrachtet werden, jedoch zeigt sich hier eine Tendenz, mit der Idee des Führungswechsels relativ wenig anfangen zu können bzw. den Paaren von einem Führungswechsel abzuraten.
  • Bei den Turniertänzer_innen ist das Meinungsspektrum weit gefächert, und die Fronten zwischen Befürworter_innen und Gegner_innen scheinen derzeit etwas verhärtet zu sein. Auch unter Befürworter_innen wurde jedoch sehr häufig der Wunsch geäußert, dem Führungswechsel nicht „von oben“ bzw. „per Anordnung“ auf die Beine zu helfen, sondern anderweitige Strategien zu dessen Förderung zu ergreifen.
  • Häufig wurde die Aktion „Rettet den Führungswechsel!“ dahingehend kritisiert, dass sie alle Paare über einen Kamm schere und über die Köpfe der Tänzer_innen hinweg ins Leben gerufen wurde, wodurch sich auch Personen in Gegenposition begeben haben, die das Ansinnen des DVET eigentlich unterstützen.

Das Präsidium des DVET ist weiterhin der Ansicht, dass der Führungswechsel auch in Zukunft als besonderes Spezifikum des gleichgeschlechtlichen Tanzsports gelehrt, präsentiert und gelebt werden sollte, ohne ihn zu einem Pflichtelement gewerteter Turnierrunden zu machen.

Die Strategie hierfür soll allerdings geändert werden. An die Stelle eines verpflichtenden Präsentationstanzes mit Führungswechsel vor den A-Finals der Deutschen Meisterschaften sollen Informations- und Lehrmaßnahmen treten, die Aktive, WertungsrichterInnen und Trainer für den Themenbereich des Führungswechsels sensibilisieren.

Konkret beschlossen bzw. angedacht sind:

  • Bevorzugte finanzielle Förderung jener Workshops, Lectures etc., die auch das Thema Führungswechsel beinhalten
  • Ausweitung der Kurzeinweisung von Wertungsrichter_innen vor allen Turnieren von DVET-Mitgliedsvereinen zu einer kurzen Lehreinheit, die auch den Aspekt des Führungswechsels als Wertungskriterium in seiner jetzigen Form beinhaltet.
  • Die Aktion mit Logo und Beiträgen auf unserer Website und in Veröffentlichungen wird weitergeführt, um das Thema Führungswechsel im Bewusstsein der Tänzer_innenschaft zu verankern.
  • Unterstützung von Aktivitäten, die im Sinne der Aktion „Rettet den Führungswechsel!“ von außen an uns herangetragen werden.

Darüber hinaus sind Präsidium und Sportausschuss natürlich offen für weitere Vorschläge.

Wer im Rahmen der Vorstellungstänze zu den A-Endrunden bei der DM 2018 auf rein freiwilliger Basis einen Führungswechsel präsentieren möchte, darf dies natürlich auch sehr gern tun und wird sicherlich mit einem tollen Applaus belohnt.

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